2.3.2 Arbeitskräfte

Hinweis: Die Freizügigkeit von Arbeitskräften aus den 2004/2007 beigetretenen mittel- und osteuropäischen Ländern wird im Abschnitt „Erweiterung“ behandelt

Überblick

Der Binnenmarkt fußt auf dem Gedanken des freien, also auch grenzüberschreitenden, Wettbewerbs. Auf dem Arbeitsmarkt sollen daher Arbeitnehmer aus allen Mitgliedsstaaten ihre Arbeitskraft anbieten können, ohne dass einheimische Arbeitskräfte vorgezogen würden. Die logische Folge wäre die Senkung von Löhnen im Wettbewerb in den Zuwanderungsländern. Dies wird politisch nicht gewollt und durch entsprechende Regulierungen unterbunden. Es bleiben außerdem noch Barrieren bestehen, wie die Unklarheit bei der Anerkennung ausländischer Zeugnisse sowie Sprache und Kultur.

… kurz zusammengefasst ∑

  • Arbeitnehmer der „alten“ Mitgliedsstaaten der EU sind eher „heimatgebunden“: Grenzüberschreitende Arbeitsmigration in der EU findet kaum statt
  • Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und die „Insider-Vorteile“ machen grenzüberschreitende Arbeitsaufnahme schwierig
  • Die Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen und der Transfer von Sozialversicherungen ist ein lösbares Problem – die nationalen Verwaltungen müssen dafür Prozeduren schaffen („positive Integration“)
  • Auf dem Arbeitsmarkt gibt es keinen freien Wettbwerb: Durch Tarifbindung, Mindestlöhne und das Entsendegesetz (Deutschland) können Arbeitnehmer als „ärmeren“ Mitgliedsstaaten ihre Bereitschaft zur Arbeit für geringeren Lohn nicht „offiziell“, d.h. legal, im Arbeitsmarkt, einsetzen.
  • Wo Löhne durch zugewanderte EU-Arbeitnehmer unterboten werden sollen, leisten einheimische Interessenvertreter erheblichen Widerstand.
  • Die Freizügigkeit und die Entsendung von Arbeitnehmern kann im Konflikt zu sozialen und tariflichen Rechten liegen, wie sich an der legalen Umgehung der Entsenderichtlinie zeigt.

Neues Material

  • Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (2013), Erfolgsfall Europa? Folgen und Herausforderungen der EU-Freizügigkeit für Deutschland, Jahresgutachten 2013 mit Migrationsbarometer, Berlin (Link)
  • Die Mobilität von Arbeitskräften gewann mit der Einführung des Euro eine weitere Bedeutung: Nach der Theorie optimaler Währungsräume kann der Ausgleich asymmetrischer Nachfrageschocks nicht mehr durch Anpassung des Wechselkurses erfolgen, sondern verlangt ein Abwandern der Arbeitnehmer aus Regionen hoher Arbeitslosigkeit in solche mit Arbeitskräftemangel (Mayert, A. (2015). Arbeitskräftewanderung zur Stabilisierung des Euroraums? APuZ(4/5): 20-28)
  • Batsaikhan, U.; Darvas, Z.. , et al. 2018. People on the move: migration and mobility in the European Union. BRUEGEL BLUEPRINT SERIES, (XXVIII)

Zuwanderung aus Ost-Europa